„Zusammen in die Zukunft – vier Kirchengemeinden machen sich zusammen auf den Weg“ – so war die Einladung zur Gemeindeversammlung überschrieben, in der es am 01.02.2024 um die für 2025 geplante Fusion der vier Gemeinden Herringhausen, Elverdissen, Laar und Herford-Mitte ging.

Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellten sich zunächst viele Fragen – denn, auch wenn es in den Gemeinden bereits seit einiger Zeit gemeinsame Projekte gibt, war doch der Gedanke an einen Zusammenschluss für viele zunächst neu und eher befremdlich. So entspann sich im Verlauf des Abends eine rege Diskussion, in der interessierte, aber auch kritische Fragen gestellt und von den anwesenden Presbyteriumsmitgliedern aus Herringhausen, Laar, Elverdissen und Herford-Mitte beantwortet wurden.

Pfarrerin Simone Rasch und die Presbyter Achim Stork und Ronny Schmidt stellten zunächst in einer Leinwandpräsentation die Hintergründe für diese Entscheidung dar und erläuterten den weiteren Fahrplan für den Prozess des Zusammenschlusses.

Diese Präsentation steht oben zum Download bereit.

Bereits seit gut eineinhalb Jahren gibt es zwischen den Gemeinden Laar, Elverdissen und Herringhausen einen regen Austausch und bereits eine Kooperation, da schon seit dem Eintritt Pfarrer Stukes in den Ruhestand klar war, dass die Gemeinde in Laar für eine Neubesetzung der Stelle zu klein geworden war. So erstellten Pfarrer Große und Pfarrerin Rasch in Zusammenarbeit mit dem Laarer Presbyterium einen Plan, um Predigten und andere Aufgaben zu verteilen. Hinzu kommt aktuell Pfarrerin Yu-Riemer, die ihren Entsendungsdienst in der Region Herford Land versieht.

Bald schon wurde jedoch deutlich, dass man, wenn man den Vorgaben der Landeskirche in Zukunft genügen will, größer denken muss, da mittelfristig auch die Gemeindegliederzahlen in Elverdissen und in Herringhausen nicht mehr für jeweils eine volle Pfarrstelle ausreichen werden. So kam im Spätsommer 2022 bereits Herford-Mitte mit ins Boot, um einen größeres Konzept erstellen zu können, das auch die Möglichkeit bietet, zusätzlich zu den Pfarrpersonen z.B. Gemeindepädagogen in interprofessionellen Teams zu beschäftigen.

 

Warum Fusion und nicht Kooperation?

Es stellt sich die Frage: Warum nicht in der Kooperation weiterarbeiten? Warum so schnell fusionieren? Was ist der Vorteil einer großen Gemeinde gegenüber einer gemeinsamen Arbeit von vier einzelnen Gemeinden?

Da in Herford-Mitte im Jahr 2025 gleich drei Pfarrpersonen in den Ruhestand gehen und Pfarrerin Kern bereits seit Februar 2024 nach Enger gewechselt ist, müssen dort 2025 die Pfarrstellen neu besetzt werden. 2028 wird auch die Stelle in Elverdissen vakant, da dann Pfarrer Große in den Ruhestand gehen wird. Der Personalschlüssel der Landeskirche sieht vor, dass bis einschließlich 2025 auf je 3000 Gemeindeglieder eine Pfarrstelle kommt. Ab 2026 erhöht sich die Anzahl der Gemeindeglieder pro Pfarrstelle auf 4000, später sogar auf 5000.  Vor diesem Hintergrund wird ersichtlich, warum in einer fusionierten, großen Gemeinde mehr Pfarrstellen für alle erhalten werden können, als wenn die Gemeinden einzeln weiterarbeiten würden. Wir haben bessere Chancen, alle Predigtstätten zu erhalten und ein lebendiges Gemeindeleben an allen Orten zu gewährleisten, wenn die Arbeit in einem gemeinsamen Konzept gerecht verteilt werden kann und sich die Pfarrpersonen nicht in unterschiedlichen Gemeinden mit jeweils eigenen Presbyterien einbringen müssen. Aus diesem Grund ist auch der Arbeitspatz in einer Gemeinde, die den Zusammenschluss bereits vollzogen hat, für Stellenbewerber deutlich attraktiver, da ihre ersten Jahre in einer neuen Stelle dann nicht durch große Umbrüche geprägt sind und sie sich direkt ihren eigentlichen Aufgaben widmen können. Angesichts des großen Personalmangels auch in der Kirche sicher ein wichtiges Argument.

Auch für die Presbyterien ist die Arbeit in einer Kooperation deutlich aufwendiger, da alles, was in dem Kooperationsrat überlegt und vorgeschlagen wird, in den einzelnen Presbyterien beschlossen werden muss. Nötige Entscheidungen werden dadurch sehr in die Länge gezogen, die ehrenamtlich tätigen Presbyter zeitlich sehr belastet.

 

Zukunftsperspektiven

In den Presbyterien aller vier beteiligten Gemeinden haben wir lange und intensiv über unsere Zukunftsperspektiven nachgedacht. Wir sind einhellig – vor allem auch aufgrund der sehr konstruktiven und freundschaftlichen Gespräche im gemeinsamen Gremium „Kooperationsrat“- zu der Ansicht gekommen, dass eine Fusion für alle Teile die besten Gestaltungsmöglichkeiten bietet.

Wichtig ist dabei, dass es nicht darum geht, die bestehenden Gruppen, Kreise und Aktivitäten abzuschaffen oder zu beschneiden, sondern, im Gegenteil, den Schwierigkeiten, die durch Personalmangel, sinkende Einnahmen und sinkende Mitgliederzahlen entstehen, möglichst kreativ und konstruktiv entgegenzutreten.

Natürlich können noch nicht alle Fragen abschließend beantwortet werden und nicht alle Probleme sind schon gelöst, aber während des ganzen Jahres 2024 werden sich Mitglieder aller vier Presbyterien weiterhin mit den noch offenen Fragen beschäftigen.

 

Der Name der neuen Gemeinde

Dazu gehört natürlich auch der Name der neu entstehenden Gemeinde. Hierzu wurden auf allen Gemeindeversammlungen Meinungsbilder erhoben, die jetzt in einem gemeinsamen Gremium ausgewertet werden. Favoriten sind: Herford-Mitte-(Stadt und )Land, Sieben-Sonnen und Waltgeri. Der Name „Sieben-Sonnen“ bezieht sich auf das Fenster am Herforder Münster und die dazugehörige Legende zur Kirchengründung. Waltger oder Wolderus (+825 n. Chr.) gründete die Reichsabtei Herford und gilt damit auch als Stadtgründer. Er hat die Christianisierung der Region vorangebracht. In der Kunst wird er mit Ähren und Weitrauben dargestellt. Die vier Presbyterien müssen sich jetzt auf einen Namen einigen.